In (Ost)deutschland gibt es keine Zivilgesellschaft mehr

Es kotzt mich echt an und finde es nur schwer zu ertragen: heute ist der 27. Januar oder auch bekannt als Holocaust Gedenktag, der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Heute ist aber leider auch Montag und ich weiß nicht wie es im westlichen Teil (und Bayern) der Republik aussieht, aber montags steht in Ostdeutschland im Zeichen der Nazi-Schwurbler-Reichsbürger Montagsdemos. Also sitze ich hier in meiner Wohnung und unten ziehen 60 Leute an meinem Fenster vorbei mit Reichsfahnen, Reichskriegsflaggen und mit ihren abstrusen rassistischen Parolen. Natürlich stört mich das jeden Montag und da ich dagegen nicht meine Stimme erhebe, bin ich Teil des Problems. Aber am heutigen Tag beschämt mich das ganz besonders. Das nichteinmal am heutigen Tag dagegen aufgestanden wird. Des ein breites Bündnis in der Gesellschaft nicht sagt: Sorry Leute, heute könnt ihr eure Demonstration vergessen. Am Tag an dem die fabrikmäßige Vernichtung von Millionen Menschen der Weltöffentlichkeit klar wurde und als die letzten Überlebenden von Auschwitz befreit wurden, demonstrieren tausende Rechtsextreme ganz selbstverständlich durch Deutschland. Das bringt mich eigentlich nur zu der einen Erkenntnis: In Ostdeutschland existiert kaum noch eine echte Zivilgesellschaft. Und damit meine ich gar nicht die Leute, die sich dem Kampf gegen Rechts verschrieben haben. Ich meine eher eine Grundeinstellung in der Gesellschaft, einen gemeinsamen Konsens, dass so etwas nicht mehr passieren darf. Und ich weiß, das in Hamburg und anderen (West-)deutschen Städten tausende gegen Rechts auf die Straße gehen oder gegangen sind. Aber irgendwie ist das für mich eine andere Welt, ein ande Deutschland.