Italienische Luxusyachten machen brrrr 🚀🚀🚀

WKN: A3CQXD / A2PV7P
Branche: Luxus/Schiffbau
obligatorische Raketen: 🚀🚀🚀🚀

ZL,NG: Immer mehr Reiche kaufen immer mehr Yachten. Arm-Reich-Schere macht brrr und so eure Deponie kann das auch. Also falls ihr noch nicht wisst, in was ihr den warmen Geldregen der umgetauschten Weihnachtsgeschenke yoloen sollt: TISG und Sanlorenzo sind die Namen.

Dicke teure Schiffe machen brrr.

Unsere heutige Reise führt uns nach Italien und deswegen ein kleiner Hinweis vorher: S.p.A. heißt Società per azioni, also Aktiengesellschaft, und hat nichts mit Heilbadeanstalten zu tun.

Präambel: Ultra-high-net-worth Individuals (UHNWI) sind Menschen, die €30m+ liquides Vermögen besitzen. Ihr Konsumverhalten ist äußerst krisenresistent und sie profitieren stärker vom globalen Wachstum als der Durchschnittsmensch. Vor Allem in Krisen schaffen es Reiche immer besser, ihr Vermögen zu halten bzw. die Chancen zu nutzen und noch reicher zu werden (z.B. mit Investments in modische Schuhmarken und unterbewertete Banken u/AM14762). So hat z.B. im Krisenjahr 2020 die weltweite Zahl der UNHWIs um 9.3% zugenommen 1. Bis 2028 soll die Zahl immerhin noch um durchschnittlich ~5% pro Jahr wachsen 2, vor Allem in Fernostasien und Indien. Vergleicht man das mit dem Weltbevölkerungswachstum von ~1% in den letzten Jahren 3, Tendenz fallend, so liegt eine außergewöhnliche Outperformance vor.

Die Heimatländer der UNHWI's; der Großteil ist in politisch stabilen Ländern des Westens zuhause.

Yachten: Die Frage wie man vom Reichtum anderer profitieren kann, lässt sich einfach beantworten: Ja! -chten. Das sind große Boote, die ausschließlich dem Spaß dienen und sich nur von Leuten mit dem entsprechenden Kleingeld nicht nur für das Boot, sondern auch Mannschaft und Instandhaltung. Die größten Yachtenbauer der Welt sind im Folgenden gelistet, wobei sie nach Gesamtlänge in den Auftragsbüchern gehen.

Die größten Yachtenbauer der Welt, entnommen aus [4]. Die zwei größten investierbaren Firmen sind TISG und SanLorenzo.

Und da es Doppel-D heißt, stell ich euch hier gleich zwei Leckerbissen aus dem Land der länglichen Nudelsorte vor, die eben jene UHNWIs als Kundenstamm haben: The Italian Sea Group (kurz: TISG; WKN: A3CQXD) und SanLorenzo (WKN: A2PV7P). Beides sind Yachtenhersteller, die sowohl Vertrieb von neuen Yachten und Auf-/Umrüstung von Yachten anbieten, und beide sind in Deutschland (auch bei gettex) handelbar. Während TISG sich eher auf die langen luxoriösen Dinger mit den hohen Margen konzentriert, ist SanLorenzo breiter aufgestellt und betreibt mehr Forschung, z.B. Antriebe mit Wassertstoff. Bevor wir aber zu den Unternehmen kommen, werfen wir einen Blick auf die Konkurrenz für die beiden:

Wettbewerb:

  • Azimut-Benetti: gehören der Vitelli Familie, (nicht zu verwechseln mit Azimut Holding S.p.A. ein Asset Manager), laut eigenen Aussagen weltgrößter "builder of pleasure motor boats" (klingt sexy), ist mit €1.3mrd Umsatz und Backlog von €2.5mrd eine Liga für sich selbst, Azimut macht 10-37mt Boote und Bärenteil des Umsatzes, Benetti baut die größeren 37-110mt Yachten
  • Fedship: holländische Kooperation von Royal Van Lent Shipyard und Koninklijke De Vries Scheepsbouw, 40-110mt, €0.49mrd Umsatz in 2024
  • Lürssen: private, deutsche Firma, Superyachten (60m+) und Marine (Kriegsschiffe), collab mit Rolls-Royce, haben 2020 €2.1mrd und 2021 €1.9mrd Umsatz gemacht
  • Oceanco: auch auf größere Yachten (37-110mt) spezialisiert, holländische Firme, gehört einem Omani Scheich, <€100mn Umsatz
  • Ferretti Group: spezialisieren sich auf kleinere exklusivere Yachten (bis 30mt machen 45% des Umsatzes, 30-45mt machen 40% des Umsatzes), auch public, €1.1mrd Umsatz, hat den sich den Ticker $YACHT gesichert, aber nicht auf gettex handelbar (aber vielleicht bald auf dem Elite-Marktplatz EIX 😏).

Hier sei auch direkt das größte Risiko der gesamten Brache erwähnt: In den letzten Jahren erscheinen immer mehr eigenständige türkische Yachtenbauer auf dem Bildschirm der Yachtenszene. Sie können durch starke Preisvorteile gerade im unteren Segment mit Massenprodukten konkurrieren. Man könnte es auch als positiven Nebeneffekt sehen, dass sich TISG und SanLorenzo auf die margenstärkeren exklusiveren Yachten konzentrieren müssen.

\"Das isses\", ein Katamaran von Tecnomar (TISG).

TISG

Geschichte: Gründer und CEO Giovanni Costantino war Entrepreneur und Manager bei Natuzzi S.p.A. bevor er sich für's Schiffebauen interessierte. 2009 übernahm TISG, an der Costantino damals 40% hielt, die Motoryachten-Firma Tecnomar S.p.A.. 2011 folgte der Kauf der Admiral Group, und 2012 wurde Nuovi Cantieri Apuania S.p.A. ("Neue Werften Apuliens") übernommen, mit der auch eine Werft von Weltrang ins Portfolio kam. 2019 übernahm Costantino dann über seine Firma GC Holding S.p.A. 100% von TISG und ist seitdem größter Anteilseigner.

Um das Wachstum in den folgenden Jahren zu finanzieren ging TISG 2021 in Mailand an die Börse, wo unter Anderem auch der high-end Mode Designer Giorgio Armani mit seiner Firma Aktien zeichnete. Im selben Jahr wurde der bankrotte Segelyachtenbauer Perini Navi S.p.A. übernommen (wird bestimmt kein Nachspiel haben, Vorschattierung hier einfügen). Außerdem kaufte man für €80mln die älteste Schiffbaumarke der Welt, Picchiotti, die ihre Wurzeln im Florenz der Medici 1575 hat (jeder der Kredo des Assassinen gespielt hat ist also schonmal auf so einer Barke herumgehüpft). Um das Geschäft vertikaler zu integrieren, wurde 2022 noch der türkische Lieferant für Schiffrümpfe vollständig übernommen, und 2023 die traditionsreiche Schreinerei Celi 1920.

Giovanni Costantino, Gründer, CEO, und größter Aktionär von TISG.

Trotz der Neuakquisen bringt Admiral weiter den Großteil der Umsätze rein (55%-65%). In den letzten zwei Jahren ist man auch stark in die Amerikas expandiert, sodass die Umsätze von dort auf 32% im Jahr 2023 und sogar 55% Q1-Q3 2024 ausmachten. Als Dividendenstrategie wird 40-60% des Nettogewinns angepeilt außer sie planen eine größere Übernahme. TISG hat sogar einen relativ guten DuRöhre-Kanal und ihr erfolgreichstes Video (Tecnomar for Lamborghini 63 - Unveil) hat 20mal so viele Aufrufe wie unsere Nationalhymne komponiert von u/Skandalbank (also pumpt den Scheiß hoch!). Ein Großteil der Aktien liegt immer noch bei Giovanni Costantino, weswegen er durchregieren kann und der Anteil frei handelbarer Aktien relativ gering ist:

Eigentümerstruktur:

  • 53.6% Giovanni Costantino: Gründer und CEO
  • 11.4% Marc Coucke: belgischer Pharma-Mulitmillionär (ex-Millardär, der Typ hat sein Geld schlimmer verbrannt als unserein
  • 5%: Giorgio Armani S.p.A. (italienisches high-end Mode Designer)
  • Streubesitz: 30% (andere Investmenthäuser abgezogen nennt Onvista 15.5% freefloat)

Mike Lynch und seine Yacht \"Bayesian\".

Nebengeschichte: Der ein oder andere kennt vielleicht Mike Lynch, ein Tech-Milliardär, der als britischer Bill Gates gehandelt wurde. Den Großteil seines Vermögens erlangte er durch den Verkauf seines KI-Sicherheitsunernehmens Autonomy Corporation an Hewlett-Packard. Nach dem Verkauf verlor die Firma rapide an Umsatz und Gewinn, und weil HP so ein MSW-Investment nicht auf sich sitzen lassen konnte, zogen sie 2019 erst vor's britische Zivilgericht wegen Bilanzfälschung und Betruges, und nachdem die Klage erfolgreich war, folgte ein Strafverfahren in den USA. Mikey wurde daraufhin in 2023 sogar an die USA ausgeliefert und musste im Hausarrest auf sein Urteil warten, in dem er aber im Juni 2024 für nicht schuldig befunden wurde. Er kommt also im Sommer aus den USA zurück und feiert seinen gewonnenen Prozess mit Freunden und Familie auf seiner Privatyacht Bayesian. Sie ankern 300m auf See vor einem kleinen Fischerdorf in der Nähe von Palermo. Bei Rekordtemperaturen wird das italienische Wetter aber launisch: Trotz nur moderater Wetterwarnung erreicht der Wind am frühen Morgen des 19. Augusts Windstärke 12 (Tornado). In wenigen Minuten macht das Meer kurzen Prozess mit der Segelyacht: Erst kippt es um 45 Grad und fällt dann ganz auf die Seite, woraufhin es sich mit Wasser füllt und sinkt. Der Kapitän, Mike's Frau, sowie der Großteil der Crew können sich auf Rettungsbooten in Sicherheit bringen, doch mit Mike Lynch und seiner Tochter ist es vorbei. Die komplette Ursache des Sinkens ist noch nicht klar, vor Allem weil eine andere Yacht (Baujahr 1957), die 500m neben der Bayesian war, den Sturm überlebt hat.

Das Nachspiel mit Beigeschmack: Während die Welt und verschiedene DuRöhrer noch über den Grund des Kenterns spekulieren, haben sowohl italienische als auch britische Behörden Untersuchungen eröffnet. Für uns interessant: Die Yacht Bayesian von Mike Lynch wurde 2008 von Perini Navi gebaut. Wer aufgepasst hat, weiß, dass Perini Navi zu TISG gehört, aber eben erst seit 2021. CEO Giovanni Costantino ist sofort nach dem Unglück in Interviews gegangen und hat behauptet die Yacht sei unsinkbar (etwas mutig, da sie am Meeresboden liegt). Viel schlimmer ist aber das Gerücht, das einen Monat später durch die Presse ging, dass TISG die Yacht-verwaltende Firma und die Witwe von Mike Lynch auf 222Millionen Euro Rufschadensersatz verklage. Das wurde bestritten; man habe sich lediglich bei einem Anwalt die Möglichkeit dazu offen gehalten. Offiziell findet man auf TIGS IR-Seite keine Aussagen dazu. Noch dazu hat im November die Vorstandsvorsitzende Simona Del Re wegen "persönlicher Gründe" ihr Amt aufgegeben. Im Q3-Bericht steht lediglich ein Kommentar über die Akquisition von Perini Navi "WITHOUT ANY RESPONSIBILITY for the activities carried out by the previous management." Für mich klingt das alles ein bisschen fischig.

Zahlenwerk: Die Wachstumszahlen von TISG sind phänomenal. Vor Allem in den Jahren 2021 und 2022, in denen der Umsatz um 60% gewachsen ist, konnte TISG von der Internationalisierungsstrategie, exklusiven Yachten durch Partnerschaften, und dem generellen Boom in der Branche profitieren. Besonders gut gefällt mir, dass Die Netto-Marge stets stärker gewachsen ist als der Umsatz und wir aktuell bei ~13% Nettomarge liegen. Für die nächsten Jahre liegt der Fokus auf stetigem Wachstum von 10% im Umsatz und eine Verbesserung der Margen (Ziel der EBITDA-Marge: 19% für 2025). Für dieses Jahr liegt das KUV bei 1 und das KGV bei 7,7. Die Dividendenrendite soll für dieses Jahr bei 4,8% liegen. Im Folgenden die Zahlen (in Tausenden Euros)

2018 2019 2020 2021 2022 2023
Shipbuilding 56.031 76.807 98.518 164.143 255.299
Refit 12.230 12.230 22.433 14.433 21.912
Gesamtumsatz 67.151 100.321 116.441 185.557 294.684
Kosten 61.061 90.628 101.921 157.602 247.585
EBITDA 6.090 9.693 14.520 27.955 47.099
EBITDA-Marge (in %) 9,07 9,66 12,47 15,07 15,98
Nettoergebnis 4.127 4.093 10.161 22.497  31.808
Netto-Marge (in %) 6,15 4,08  8,73 12,12 10,79

Drei Superyachten von SanLorenzo.

SanLorenzo

Firmengeschichte: SanLorenzo wurde im Jahr 1960 gegründet und baute anfangs kleinere Vergnügungsboote (bis 30mt). Erst 1995 wurde mit der SL100 die erste Superyacht verkauft; man war aber immer nur einer Randnotiz im Yachtengeschäft (jährlicher Umsatz: €42mn). Das änderte sich als Massimo Perotti 2005 die Mehrheit übernahm und auf einen exponentiellen Wachstumspfad mit neuen Werften, dem Bau von neuen Superyachten und der Expansion in die Amerikas brachte. Man ging 2019 an die Börse und baute mit dem Geld weiter fleißig die Kapazitäten aus. Seit 2021 arbeiten sie auch mit Siemens Energy zusammen, um emissionsfreie Yachten herzustellen; die erste mit Brennstoffzelle ausgestattete Yacht wurde im Mai 2023 fertiggestellt.

3 Kernmarken:

  • SanLorenzo: 24-75mt Motoryachten, ist das Kerngeschäft. Aufgeteilt in Yachten (~60% des Gesamtumsatzes) und Superyachten (~30%)
  • Bluegame: 13-23mt Motorboote (~10% des Gesamtumsatzes)
  • Nautor Swan: 13-40mt Segelyachten (seit August 2024, ~10% Umsatzplus)

Massimo Perotti, CEO und größter Anteilseigner von SanLorenzo.

Eigentümerstruktur:

  • 58% Massimo Perotti: CEO, über die Holding Happy Life S.r.l. (was ein kringeliger Name)
  • 42% freie Gleitkommazahl (26% laut Onvista abzüglich institutionelle Investoren)

Der CEO: Wie schon geschrieben hat Massimo Perotti die Marke und Firma SanLorenzo von einer €40mn Umsatz Butze zum zweitgrößten Yachtenbauer der Welt gemacht. Der Typ lebt Yachten und Schiffbau: Er hat damals schon als Werkstudent bei Azimut Benetti gearbeitet und dort Karriere gemacht. Mit 36 hatte er sich bis zur CEO-Position vorgearbeitet, aber das war noch nicht genug: Er wollte seine eigene Yachtenfirma und sicherte sich die Mehrheit and SanLorenzo. Der Rest ist Geschichte. Er stellt nur Leute ein, die sich auch für Yachten begeistern und die das Tagesgeschäft mit aller Leidenschaft machen; so hat er es so weit mit SanLorenzo geschafft. Massimo Perotti ist außerdem seit 2014 Vorsitzender der Italian Marine Industry Association, ein non-profit Verband für die Marineindustrie, und er besitzt auch eine eigene schnieke Yacht [6].

Eine der WErften von SanLorenzo; in La Spezia, Italien.

Sonstiges: Für Kunden, die in deren WhatsApp-Gruppe kommen, bieten sie extra Dienstleistungen an, z.B. Yachtvermietung, Wartung, sowie Aufwertung und Neuausstattung der Innenausstattung. Finde ich von Verkäuferseite sehr geschickt, weil sie so den Kunden immer neue unnötige Upgrade aufschwätzen können. Und auch kaufmännisch scheinen sie es draufzuhaben: Laut eigenen Aussagen haben sie seit 2022 durch strategische Übernahmen und Teilzukäufe den Fokus auf Versorgungssicherheit und Vertikalisierung der Lieferketten gelegt, um in Krisenfällen besser aufgestellt zu sein. Im Fachdeutsch heißt man das Nah- oder Freund-Küstierung.

Zahlenwerk: Die Zahlen sind stabil und man konnte den Platz 2 weltweit verteidigen, jedoch nicht so dynamisch wachsen wie TISG. Man ist immer noch mehr als doppelt so groß (vom Umsatz her) und hat die bessere EBITDA-Marge. Man muss einen genauen Blick drauf werfen, wie stark der Superyachten-Anteil im Vergleich wachsen wird; für Q1-Q3 2024 konnte der Umsatz mit Superyachten 15% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wachsen. Dividende wird auch gezahlt; die Rendite liegt für das aktuelle Jahr bei 3,1%. Im Folgenden die Zahlen der vergangenen Jahre.

2018 2019 2020 2021 2022 2023
Yachten 289.945 292.790 362.828 464.520
Superyachten 150.016  135.794  178.950 200.199
Bluegame 15.974 29.119 44.124 75.960
Gesamtumsatz 379.720 509.689 533.196 596.800 758.544
EBITDA 34.425 59.964 69.236 94.627  129.638
EBITDA-Marge (in %) 9,07 11,76 12,99 15,86  17,09
Nettoergebnis 19.486 37.532 38.856 53.327 74.154
Netto-Marge (in %) 5,13 7,36 7,29 8,94 9,78

Abschließende Worte: Machen wir's kurz und knapp: Luxus ist eine der wenigen Industrien, die nicht fik sind in Europa und Luxusyachten sind das non-plus-ultra des Luxus, den sich nur die UHNWI's dieser Welt leisten können. Dank TISG und SanLorenzo kann auch der kleine Sparer in Deutschland daran teilhaben.

Ich bin kein KI-Flüsterer, also muss dieses Bild an der Stelle genug sein.

Risikohinweis: Stöcker gehen nur hoch, außer sie tun es nicht. Obiger Text stellt lediglich meine degenerierte Meinung dar und ist keine Analberatung. Wer auf den Ratschlag von Leuten im Internet Geld anlegt, ist sowieso verloren. Ich besitze Aktien sowohl von TISG als auch von SanLorenzo.

Quellen: