Uns geht es gut und alles ist ziemlich super!
Weil ich hier oft lese, wie ängstlich und geradezu verzweifelt manch einer ist, ob der erdrückenden Aussichten … und weil Politik (egal ob bürgerliche Mitte, oder aber die extremen Ränder) und Medien (egal, ob klassisch/etabliert/gebührenfinanziert, oder aber die gerne asozialen und vor lauter Meinungsfreiheit meinungsfreien „Sozialen Medien“) viel zu oft in genau dieses Horn stoßen … hier mal mein Kontrapunkt:
Weltuntergang war immer. Alleine in meiner Zeit. Wir dachten im kalten Krieg, daß irgendein Wahnsinniger den roten Knopf drückt und die ganze Welt 7x in die Luft sprengt. Mit dem sauren Regen kam das Waldsterben. Wir haben im Wetterbericht geguckt, wohin die Wolke aus Tschernobyl zieht und uns gefragt, ob und wann wir nun alle Krebs bekommen. Nebenbei sollte uns mal hier die Fortpflanzung umbringen (HIV/AIDS), oder dort das Essen das Hirn zersetzen (hatte etwa jeder, der Fleisch gegessen hat, BSE?). Dann dieses Ozonloch mit der Aussicht, daß die Erde ihren Schutzschild verliert und wir alle quasi verbrennen. Mannmannmann, wir waren aber sowas von im Arsch!
Wird jetzt die Klimakatastrophe die Zivilisation auslöschen? Vielleicht - alles so wie immer halt. Muß man das ernst nehmen und etwas tun? Ja, unbedingt … nur was wir tun: Panik, oder Hoffnungslosigkeit und Resignation, oder gar Verdrängung - das sind m.M.n. alles echt ganz furchtbar schlechte Ratgeber. In den nächsten 50 Jahren geht alles den Bach runter? Meine Güte! Lasst und aufhören zu jammern, zu diskutieren und zu lamentieren - einfach mal zusammenreissen und was tun - genau so und nur so hat der Homo Sapiens die letzten 500000 Jahre geschafft und Pest und Pocken und Naturkatastrophen und Weltkriege und wasweißich überlebt … und jetzt sitzen wir fett im warmen Wohnzimmer am Handy und tippen dort rein, daß das das Ende ist, weil der Döner teurer geworden ist, oder weil wir dieses Jahr nicht nach Mallorca fliegen können?!?
Jedenfalls: Jetzt ist das erste Viertel dieses Jahrhunderts um. Wir hatten einen Banken-Crash der uns schwindelerregende Summen gekostet und in eine Weltwirtschaftskrise geführt hat - da war schon klar, daß noch unsere Kinder dafür werden bezahlen müssen. On-top mussten wir dann nur ein paar Jahre später eine Flüchtlingskrise stemmen. Nach dieser ging es dann mal eben so in eine weltweite Pandemie; Lock-Downs; die gesamte Wirtschaft wurde landesweit über Wochen und Monate quasi auf Null runtergefahren - welche Volkswirtschaft kann das überleben? Und aus der Nummer sind wir kaum raus, da haben wir plötzlich einen Krieg in Europa - wieder viele Flüchtlinge, kein Gas mehr aus Russland; Energiekrise - als wären Atomausstieg und Energiewende nicht so schon schwierig genug; und Milliarden, die wir wegen Sanktionen verlieren und Milliarden, die wir in Aufrüstung stecken müssen und Milliarden, die wir der Ukraine geben …
Also hätte man mir erzählt, was uns alleine im ersten Viertel des Jahrhunderts alles bevorsteht - ich hätte ja gedacht, daß wir dann 2025 zwischen Ruinen um brennende Mülltonnen herum stehen und versuchen alle brauchbaren Gegenstände gegen irgendetwas essbares zu tauschen. Stattdessen sind die Straßen voll mit SUVs die soviel kosten wie mancherorts eine Eigentumswohnung - sowas hätte früher ein Konzernchef, oder ein Staatsmann gefahren, aber doch nicht jeder Hinz und Kunz.
Nun gut. Gibt es Rentner, die zu wenig kriegen - ja, die gibt es und das ist eine riesen Sauerei … aber es gibt auch sehr viele Rentner denen es sehr offensichtlich sehr sehr gut geht. Es gibt Kinderarmut - das ist richtig beschämend. Und es gibt Menschen, die arbeiten gehen und davon nicht leben können - auch das ist bitter. Eine Sauerei und beschämend und bitter sind diese Dinge aber nicht, weil sie nicht lösbar sind - sondern vor Allem deswegen, weil wir so reich und diese Umstände damit so unnötig sind. Wir stehen an Position 4 der Länder mit den meisten Milliardären. Und an Platz 6 der Länder mit den meisten Millionären; wobei wir bei allem über 5 Millionen, über 10 Millionen; über 50; über 100 und über 500 auf Platz 3 liegen. Wir haben also echt viele Multimillionäre und Superreiche. Mit unserem BIP sind wir nach den USA und China die 3 größte Volkswirtschaft der Welt und in Europa allen Unkenrufen zum trotz immer noch die absolute Nummer 1 … ja, dieses flächenmäßig so winzige, von der Bevölkerung her so kleine Land, das kaum eigene natürliche Resource hat und dem es ja angeblich ach so schlecht geht ist noch immer führend in so vielen Bereichen und gehört nach wie vor zur Weltspitze. Kann man sich darauf ausruhen und einfach zurücklehnen? Nein! … aber schlecht ist diese Ausgangsposition jetzt wirklich nicht. Und peinlich ist eigentlich nur, daß wir unsere Probleme unter den Voraussetzungen nicht einfach lösen - andere Länder haben wirklich Probleme und so gut wie keine Möglichkeiten.
Warum alle über Migration sprechen verstehe ich mal gar nicht. Die brauchen wir ja sogar, um dem demographischen Wandel entgegen zu wirken. Wir haben hier also eher nur das „Problem“, daß wir uns mal endlich auf irgendwelche der unzähligen Optionen einigen müssen … davon gibt es viele und auch viele davon, die völlig im Einklang mit Menschenwürde und dem europäischen Gedanken wären. Herausfordernd? Vielleicht. Aber aussichtslos ist ja wohl echt anders.
Oder die böse Bürokratie! Hui! Echt jetzt? Also erstmal ist Bürokratie ja nicht grundsätzlich schlecht - vieles läuft dadurch bei uns in guten und geregelten Bahnen und jeder kann froh sein, daß er sich auf gewisse Regeln verlassen kann. Ja, an einigen stellen ist es zu viel und wir haben übertrieben und man kann’s verbessern. Wir haben also das Luxusproblem, daß wir einfach etwas weniger von dem machen müssen, von dem manche Bananenrepublik nur träumen kann. Klar, von alleine passiert das nicht - jeder der schon mal in einer größeren Firma gearbeitet hat weiß, wie Prozesse einen blockieren können und wie schwer sich ein Management damit tun kann, dies zu entschlacken. In einem 80 Millionen Laden und mit unseren Politikern als Managern ist das kein Klacks - aber am Ende braucht’s einfach nur ein paar Entscheidungen und die Dinge kommen ins Rollen.
Die Klimakatastrophe ist halt echt ein Brett und da müssen wir was tun, wenn es so schlimm ist, wie es sich andeutet. Aber auch da sind wir mit der Energiewende vorne dabei, haben schon gezeigt, daß wir bspw. bei PV Technologie weltweit führend sein können - wenn wir nur wollen; es trifft uns nicht ganz so schnell ganz so hart mit über 50 Grad, wie unsere südlicheren Nachbarn und wir haben auch keine Häuser, die beim ersten Windstoß wegfliegen wie es in dieser doch ach so großartigsten Nation der Welt gerne mal der Fall ist … auch hier haben wir eine vergleichsweise traumhafte Ausgangsposition, um die Welt zu retten. Muß man dann halt einfach nur tun - wir sitzen quasi heulend im Rennwagen auf der Pole-Position … total bescheuert.
Ich könnte noch ewig so weiterschreibseln, aber der Text ist schon lang genug. Mein Punkt ist: Ja, es gibt Herausforderungen - aber das war immer so und das ist gut so und das ist das Leben. Muß man die Probleme ernst nehmen und ist es schlimm? Ja, ist es - sonst wären es keine Probleme. Aber dieser ewige Abgesang auf Deutschland, die Zivilisation und die Menschheit? Das ist sowas von deprimierend und hilft echt keinem - also was soll der Quatsch?!?!! Ja, okay, wir müssen halt was tun und dabei die mitnehmen, denen es gerade echt nicht so gut geht und manchmal gibt's halt auch Rückschläge und ohne Tiefen gibt es keine Höhen ... aber was hält uns auf?!? Wie gut oder schlecht es wird liegt in unserer Hand - also raff dich auf, reiß dich zusammen und los geht's!
[edit: Typos]