Geldwäscheprävention im Fokus: Die größten Risiken laut BaFin

Die Gefahr, dass der Finanzsektor für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung missbraucht wird, bleibt hoch. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hebt in ihrem aktuellen Bericht für 2025 die zentralen Schwachstellen hervor, die es dringend zu adressieren gilt. Besonders brisant: geopolitische Spannungen, innovative Finanztechnologien und das Hawala-Banking tragen zur Zunahme der Risiken bei. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeigt auf, welche Maßnahmen Unternehmen jetzt für das Geschäftsjahr 2025 ergreifen müssen.

Geldwäscheprävention im Fokus

1. Der Finanzsektor als Hochrisikobereich

Die BaFin überwacht über 9.400 Unternehmen, die zur Geldwäscheprävention verpflichtet sind. Auffällig: 96,39 % aller Verdachtsmeldungen an die Financial Intelligence Unit (FIU) stammen aus dem Finanzsektor. Das bedeutet, dass Finanzdienstleister weiterhin die Hauptakteure bei der Identifikation von Geldwäscheverdachtsfällen sind.

Kernfakten:

  • 2023 wurden insgesamt 322.590 Verdachtsmeldungen registriert, davon fast alle aus dem Finanzsektor.
  • Die Zahl der Meldungen ging zwar leicht zurück (Vorjahr: 337.186), doch das Risiko bleibt unverändert hoch.
  • Schwache Kontrollmechanismen und unzureichende interne Schulungen werden als Hauptprobleme identifiziert.

2. Terrorismusfinanzierung: Eine unterschätzte Bedrohung

Internationale Krisen haben das Risiko der Terrorismusfinanzierung verstärkt. Besonders problematisch ist, dass die Gelder oft aus legalen Quellen stammen und erst später für kriminelle Zwecke verwendet werden.

BaFin-Warnungen:

  • Unternehmen müssen klar zwischen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung unterscheiden.
  • Barzahlungen und auffällige Transaktionen sollten verstärkt überwacht werden.
  • Terrorismusfinanzierung geschieht oft über gemeinnützige Organisationen oder Sammelaktionen, die schwer zu identifizieren sind.

Die zentrale Herausforderung liegt darin, harmlose Geldflüsse von echten Bedrohungen zu unterscheiden. Daher fordert die BaFin striktere Due-Diligence-Prozesse, insbesondere bei internationalen Transaktionen.

3. Hawala-Banking: Schattenfinanzsystem mit hohem Risiko

Das Hawala-System ist eine der ältesten informellen Geldtransfermethoden. Es basiert auf Vertrauen und Verschwiegenheit, funktioniert ohne Banken und ist beleglos. Gerade durch die zunehmenden geopolitischen Konflikte gewinnt dieses parallele Finanzsystem an Bedeutung – und stellt ein erhebliches Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung dar.

Warum ist Hawala problematisch?

  • Keine staatliche Kontrolle oder aufsichtliche Regulierung.
  • Hohes Missbrauchspotenzial für illegale Aktivitäten wie Menschenhandel und Terrorfinanzierung.
  • Schwer nachvollziehbare Transaktionswege, was Ermittlungen erschwert.

Die BaFin fordert eine stärkere Überwachung informeller Zahlungssysteme und die Verpflichtung von Unternehmen, verdächtige Muster in ihren Transaktionen aktiv zu hinterfragen.

4. Geschäftsmodelle mit Schwachstellen: Loan Fronting

Ein besonders risikoreiches Modell ist das sogenannte Loan Fronting. Dabei vergeben Banken oder Finanzdienstleister Kredite im Auftrag Dritter, ohne dass die Herkunft der Mittel klar ist.

Typische Risiken:

  • Unklare Investoren: Viele Geldgeber operieren anonym oder über verschachtelte Firmenkonstruktionen.
  • Fehlende Transparenz: Die Herkunft der Sicherheiten bleibt oft unklar.
  • Vermeidung regulatorischer Vorschriften durch verschleierte Transaktionen.

Die BaFin fordert striktere Prüfungen und eine genaue Analyse der wirtschaftlich Berechtigten, bevor Kredite vergeben werden.

5. Kryptowährungen und vIBANs: Innovative Gefahrenquellen

Technologische Innovationen im Finanzsektor bergen nicht nur Chancen, sondern auch erhebliche Geldwäscherisiken. Zwei Entwicklungen stehen besonders im Fokus: Kryptowerte und virtuelle IBANs (vIBANs).

Kryptowerte – Die größten Herausforderungen:

  • Hohe Anonymität erschwert die Rückverfolgbarkeit.
  • Internationale Regulierungsunterschiede bieten Geldwäschern Schlupflöcher.
  • MiCA-Verordnung der EU soll ab 2024 spezifische Pflichten für Kryptotransfers festlegen.

Virtuelle IBANs (vIBANs) – Ein unterschätztes Risiko

vIBANs ermöglichen es, Transaktionen über ausländische Bankverbindungen durchzuführen, die nach außen den Eindruck vermitteln, als seien sie in Deutschland registriert.

Hauptprobleme:

  • Verschleierung der eigentlichen Herkunft von Zahlungen.
  • Verfälschte Ländercodes können zur Umgehung regulatorischer Vorschriften genutzt werden.
  • Erschwerte Identifikation von Absendern und Empfängern.

Die BaFin plant eine Feldanalyse zur Nutzung von vIBANs in Deutschland, um Risiken besser zu bewerten und gegebenenfalls neue Auflagen für Anbieter zu schaffen.

6. Maßnahmen der BaFin: Strengere Kontrollen und neue Aufsichtsstrukturen

Um den steigenden Risiken entgegenzuwirken, hat die BaFin eine Reihe von Maßnahmen angekündigt:

Kernpunkte des neuen Kontrollprogramms:

  • 75 Sonderprüfungen in Banken und Nichtbankensektoren für 2025.
  • Detaillierte Untersuchung der Risiken von Terrorismusfinanzierung.
  • Analyse von Geschäftsmodellen mit hohem Geldwäscherisiko, insbesondere bei digitalen Bezahlverfahren.
  • Vorbereitung auf das europäische Aufsichtsregime der AMLA (Anti-Money Laundering Authority).
  • Erweiterte Datenanalysen und KI-gestützte Mustererkennung, um verdächtige Transaktionen schneller zu identifizieren.

Die neuen Maßnahmen sollen Geldwäsche noch effektiver eindämmen und gleichzeitig Unternehmen dazu anhalten, ihre internen Präventionssysteme zu optimieren.

Fazit: Handlungsbedarf für Unternehmen

Die Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken im Finanzsektor sind weiterhin sehr hoch. Die BaFin mahnt Unternehmen, ihre internen Präventionsmaßnahmen zu verstärken, Risikobereiche besser zu analysieren und sich auf die neuen europäischen Regulierungen vorzubereiten. Insbesondere Kryptowerte, vIBANs und Hawala-Banking müssen stärker in den Fokus rücken.

Weitere Ressourcen und Schulungen:

Für Unternehmen, die sich intensiver mit der Geldwäscheprävention befassen möchten, empfiehlt sich die Teilnahme an spezialisierten Online-Schulungen und Seminaren:

📌 Geldwäsche-Online-Schulungen
📌 Update für Geldwäschebeauftragte

Nur durch eine verstärkte Aufmerksamkeit und konsequente Umsetzung der Geldwäschepräventionsmaßnahmen lässt sich das Risiko für den Finanzsektor nachhaltig reduzieren.